Membrana Pupillaris persistens - MPP
Beschreibung
Die Pupillarmembran ist eine Gewebeschicht, die der embryonalen Linsenvorderfläche aufliegt und Gefäße zur Versorgung der Linse enthält. Im Normalfall bildet sich diese Membran zurück und verschwindet vor dem Öffnen der Lidspalte im Alter von 2 Wochen.
Als persistierende Pupillarmembran werden fadenartige oder flächigere Reste der embryonalen Gefäßversorgung von Regenbogenhaut (Iris) und Linse bezeichnet, die sich normalerweise bis zur 2.-4. Lebenswoche vollständig zurückgebildet haben sollten.
Die Gefäßreste können sich mit oder ohne Überquerung der Pupillaröffnung von Iris zu Iris aufspannen oder zwischen Iris und vorderer Linsenkapsel verlaufen. Verbinden die Gefäßrudimente Iris und Hornhautendothel miteinander werden diese als Membrana pupillaris persistens adhaerens bezeichnet. In diesem Fall kann es zu einer grau-weißlichen Trübung oder Pigmentierung der Innenseite der Hornhaut mit einem je nach Ausdehnung der Anheftungsbezirke lokalen oder weitläufigerem (diffusen) Hornhautödem des darüber gelegenen Hornhautgewebes kommen.
Eine Therapie der persistierenden Pupillarmembran ist nicht notwendig.
Wenn diese Gefäße nicht zurückgebildet werden, sondern an der Hornhaut haften bleiben, verursachen diese eine ständige Reizung der Hornhaut und nachfolgend Hornhauttrübung, die aber erst nach Öffnen der Augen erkennbar wird. Die Trübung kann punktförmig klein sein, was den Hund nicht beeinträchtigt und mit bloßem Auge kaum zu erkennen ist. Im schlimmsten Fall kann jedoch eine totale Hornhauttrübung eintreten, so daß der Hund mit dem betroffenen Auge praktisch nichts sehen kann.
Als Ursache wird eine Infektion intrauterin oder während der Geburt vermutet und der Defekt ist angeboren. Eine erbliche Veranlagung ist nicht auszuschliessen. Diese Erkrankung wird jedoch von der ECVO (European College of Veterinary Ophthalmologists) nicht als Erbkrankheit angesehen.
Symptome und Diagnose
Symptome und Diagnose
Der Welpe hat im Alter von 3 - 5 Tagen eine starke Bindehautentzündung ein- oder beidseitig die theoretisch auch durch Verletzung mit den nadelspitzen Krallen eines anderen Welpen verursacht sein könnte. Da der Augenspalt zu diesem Zeitpunkt noch fest verschlossen ist, fällt beim täglichen Wiegen und kontrollieren des Welpen auf, daß die Mutterhündin ständig das Auge leckt und dieses verdickt ist. Eiter muß nicht zu sehen sein. Diese Symptome können dann wieder abklingen.
Zum Zeitpunkt des Augen-Öffnens ist das betroffene Auge nach dem Schlaf verklebt, aber nicht unbedingt eitrig. Durch vorsichtiges Einweichen mit einer feuchten körperwarmen Auflage läßt sich die Verklebung lösen und das vollständige Öffnen der Augenlieder vollzieht sich normal innerhalb von 2 - 3 Tagen, die Verklebungen verschwinden.
Die Augen des Welpen sehen zunächst bläulich trüb aus und beginnen nach und nach aufzuklaren (die tatsächliche Augenfarbe der Iris erscheint erst viel später). Nach einigen Tagen fällt auf, daß das betroffene Auge nicht aufklart.
Sofern es sich nur um eine punktförmige Trübung handelt, würde es zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht auffallen. Es kann jedoch auch das ganze Auge betroffen sein, so daß der Welpe mit diesem Auge nichts sehen kann und praktisch blind ist.
Es können einzelne oder mehrere Welpen aus einem Wurf betroffen sein, bei betroffenen Hunden oft auch beide Augen.
Für eine gesicherte Diagnose sollte in jedem Fall ein Facharzt aufgesucht werden, der über entsprechene Erfahrung und die erforderlichen Untersuchungsmöglichkeiten verfügt.
Behandlung
Behandlung
Eine Therapie der persistierenden Pupillarmembran ist nicht notwendig.
Obige Aussage findet sich in den meisten Veröffentlichungen.
Demgegenüber hat bereits 2000 die von uns konsultierte Fachärztin die Behandlung mit Atropin Augentopfen empfohlen, worauf bereits nach kurzer Zeit eine Besserung zu erkennen war. Wir haben 2018 die gleiche Fachärztin in Anspruch genommen, und ebenfalls die Therapie mit Atropin begonnen. Bereits nach ca. 2 Wochen war eine Besserung und Rückgang der Trübung vom Rand her zu erkennen. Die Behandlung sollte aber bei starker Hornhauttrübung (Membrana pupillaris persistens adhaerens) mindestens ein halbes Jahr lang fortgeführt werden und danach erneute Kontrolle, wie weit sich die Sehbehinderung rückgebildet hat.
Fallbeispiel 1
Deutsche Wachtelhündin
Im Jahr 2000 hatte ich grosse Probleme mit einem Wurf Wachtelhunde, nur ein Welpe überlebte. Diese Hündin hatte kurz vor dem Öffnen der Augen diese etwas verdickt wie bei einer infektion, nach dem Öffnen zuerst noch Verklebungen, das rechte Auge blieb getrübt.
Quenda mit ca. 2 Jahren, am rechten Auge ist das obere Drittel trüb
In dem Fall meines Welpen stellte der behandelnde Allgemeintierarzt in einer Tierklinik nach Augenschein eine Diagnose (Herpes) auf, die sich später eindeutig als falsch erwies, und behandelte den 3wöchigen Welpen mit Antibiotika, es trat aber keine Besserung ein. Erst der Besuch bei einer Augen-Fachärztin mit dem mittlerweile 5 Wochen alten Welpen brachte Klarheit. Die nachfolgende Behandlung mit Augentropfen (Atropin) über ein halbes Jahr sollte eine Spannung erzeugen, um die fehlerhaften Gefäße zum abreißen zu bringen. Bereits nach wenigen Tagen begann sich eine Besserung abzuzeichnen.
Hier und auch an anderer Stelle erging der Hinweis, daß bei rechtzeitiger Behandlung der Frühinfektion die Schäden verhindert oder minimiert werden können. (Hier war es zu spät !)
Eine vollständige Heilung konnte nicht erzielt werden, jedoch ging die anfängliche totale Hornhauttrübung des betroffenen Auges etwa um die Hälfte zurück. Der Hund kann mit dem Auge normal sehen, da sonst keine weitere Schädigung vorliegt. Lediglich das Gesichtsfeld ist durch die verbleibende Trübung eingeschränkt.
Unter Umständen besteht die Möglichkeit, wenn der Hund ausgewachsen ist, operativ die restliche Schädigung zu beheben.
Da jede Operation ein Risiko bedeutet, habe ich in diesem Fall darauf verzichtet, da der Hund bei seiner Verwendung als Jagdhund und als Familienhund nicht wesentlich beeinträchtigt ist und sich völlig normal auch in unbekanntem Gelände bewegt.
Quenda mit ca. 8 Jahren, die Trübung der Hornhaut ist noch weiter zurückgegangen und kaum noch zu erkennen
Fallbeispiel 2
Deutsche Wachtelhündin
Als die ersten Welpen aus dem Wurf die Augen öffneten, hatte dieser Welpe am linken Augenspalt eine Anhaftung wie getrocknete Tränenflüssigkeit, am nächsten Tag öffnete er ebenfalls die Augen - wie der Rest der Geschwister. Sonst keine Auffälligkeiten. Dann war jedoch zu erkennen, dass beim linken Auge die Hornhaut stark getrübt ist und in der Mitte fast weiss erscheint.
Sofortiger Besuch bei der Augenärztin wurde vereinbart, um eine evtl. Infektion festzustellen und schnellstens behandeln zu können. Eine äussere Infektion war jedoch nicht festzustellen.
Die erfahrene Fachärztin bestätigte mir wieder, das bei Verdacht auf eine Infektion am Auge eine sofortige Behandlung - auch bevor die Augen geöffnet sind - angebracht ist, um weitergehende möglicherweise irreparable Schädigungen zu vermeiden.
Wir haben sofort mit der Behandlung begonnen, 2x tgl. Atropin und Dexamytrex. Wir hatten ein Rezept für Atropin 1,0 % (wie bei dem früheren Fall), welches jedoch in den Apotheken nicht mehr erhältlich ist. Wir verwenden Atropin 0,5 %
Nach drei Wochen ist eine deutliche Besserung eingetreten, besonders in den Randbereichen, verschiedene Gefässe sind verschwunden. In der Mitte unter dem weissen Fleck könnte jedoch noch eine grössere Anhaftung bestehen, weshalb die Prognose für die Sehfähigkeit auf diesem Auge nicht unbedingt günstig ist.
Coline soll zunächst weiter behandelt werden, ab jetzt 3 x tgl. getropft mit Atropin. Später erneute Kontrolle, um zu entscheiden, was ggfs. getan werden kann.
weiterführende Links
Kurzbeschreibung
Tierklinik Kaiserberg, Duisburg
https://www.tieraugen.com/wp-content/uploads/2017/03/PPM.pdf
Beschreibung mit Schemata und Fotos
Dr. Allgoewer, Berlin / 2013
http://www.ashgi.org/wp-content/uploads/2013/12/HO-Persisent-Pupilary-Membrane-DE.pdf
Beschreibung
asghi.org, USA / Übersetzung / 2013
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2011/8223/pdf/GehringNina_2011_06_21_.pdf
sehr ausführliche Beschreibung
Dissertation / Uni Giessen / 2011
http://www.vetmeduni.ac.at/fileadmin/v/hs/hochschulschriften/diplomarbeiten/AC07121832.pdf
Diplomarbeit an der VetMedUni Wien / 2008
siehe speziell Seite 15
http://www.augentierarzt.at/arzt/mpp.htm
Beschreibung mit sehr guten Schemata und Fotos
AKVO Arbeitskreis Veterinär Ophthalmologie, Österrreich / 2007
Kurzbeschreibung
Dr. med. vet. Marianne Richter, Diplomate ECVO - Schweiz / 2008
Bei Basenjis ist dieser Defekt als Erbkrankheit bekannt, mehr Info unter:
Membrana Pupillaris Persistens beim Basenji 2018 nicht mehr online
Textauszug:
PPM von der Regenbogenhaut zur Hornhaut führt ebenfalls zur Trübung der Hornhaut, da auch hier durch die Reizung der innere Teil der Hornhaut durch die Zugkräfte der Fäden beschädigt werden kann. Diese Trübungen können klein bleiben oder sich abhängig von der Zusammensetzung des aus dem Blut gefilterten Kammerwassers verschlimmern. Von einer Vielzahl solcher Fäden besonders hart betroffene Welpen können blind sein. Dieser Zustand kann sich bessern wenn sie älter werden, jedoch wird PPM nie vollständig zurückgehen
UPEI / Canada Persistent pupillary membranes (PPM)
Februar 2018
Beschreibung aktualisiert, aufgrund neuerer Veröffentlichungen, die mir 2004 noch nicht zur Verfügung standen. Anscheinend hat man sich nach 2000 weit mehr mit derartigen Augenerkrankungen befasst, weshalb ich auch weitere Links zu Veröffentlichungen im Web ergänzt habe.
Nachbemerkung:
Bevor ich von dieser angeborenen Schädigung wusste, fand ich in einem Buch über Hundezucht folgenen Hinweis.
Bindehautentzündung
Gelegentlich ist eine Sekretion aus den noch ungeöffneten Augen zu bemerken. Diese Erkrankung wird durch eine Infektion unter den Augenlidern verursacht und eine Behandlung ist schwierig, bis sich die Augen öffnen. Dann führt das Baden der Augen zur Heilung.
© Frank Jackson, Hunde züchten, ein praktischer Ratgeber
Vor dieser leichtfertigen Ansicht kann ich aus eigener negativer Erfahrung nur warnen !!!
In einem solchen Fall ist größte Eile geboten, um bleibende Schäden zu vermeiden und ich rate jedem Züchter schnellstens einen Facharzt der Augenheilkunde aufzusuchen. Fachärzte finden Sie beim Dortmunder Kreis
Wird die rechtzeitige Behandlung versäumt, kann es ursächlich für die nachstehende Erkrankung sein und zur völligen Erblindung führen oder weitere irreparable Schäden an der Hornhaut verursachen. Lt. unserer Fachärztin für Augenheilkunde ist bei einer erkennbaren Augenentzündung auch vor Öffnen der Lidspalte sofortige Behandlung angebracht.