barking dog 2

PSS - Portosystemischer Shunt, Lebershunt

Beschreibung

 

Bei einer gesunden Leber wird das Blut, welches mit Nähr- und Giftstoffen aus dem Magen- und Darmtrakt angereichert ist, über die Portalvene (Pfortader) in die Leber transportiert. Dort wird es gefiltert (d.h. die Stoffe werden teilweise umgewandelt) und gelangt aus der Leber wieder in den Blutkreislauf, wo die verschiedenen Stoffe auf dem Weg über das Herz ihren Bestimmungsorten zugeführt und dort verbraucht, gespeichert oder ausgeschieden werden.

Im Embryonal-Stadium des Hundes wird die Leber durch ein Gefäß (Ductus venosus) überbrückt, da der Blutkreislauf des ungeborenen Welpen über die Placenta mit dem Blutkreislauf der Mutter verbunden ist und deren Leber die Reinigungsfunktion mit übernimmt. Normalerweise schließt sich dieses Gefäß kurz vor oder spätestens 1 - 3 Tage nach der Geburt.

Sofern sich dieses Gefäß nicht schliesst, sondern erhalten bleibt und mit wächst, wird das Blut weiterhin an der Leber vorbeigeführt, so daß diese ihre Entgiftungsfunktion nicht wahrnehmen kann. Dieses Blutgefäss nennt man "Shunt". Da die Leber nicht beansprucht wird, bleibt sie in der Entwicklung zurück. Die Stoffe aus dem Darm gelangen ungefiltert über den Blutkreislauf in den ganzen Körper. Insbesondere das Eiweiss-Abbauprodukt Ammoniak wird nicht wie in einer gesunden Leber zu Harnstoff umgewandelt und kann im Gehirn und im ZNS schwere Schäden anrichten.

Es werden zwei Formen des Shunt unterschieden: der "intrahepatische Shunt", bei dem dieses Gefäß innerhalb der Leber liegt und der "extrahepatische Shunt" bei dem das Gefäß außerhalb der Leber liegt. Kleine Hunde (Toy-Dogs) haben überwiegend extrahepathitischen Shunt, bei großen Hunden liegt überwiegend intrahepathitischer Shunt vor. Es gibt auch Shunt-Erkrankungen, die nicht angeboren sind, sondern im späteren Leben, z.B. Aufgrund einer Lebererkrankung, erworben wurden.

Es wird davon ausgegangen, dass beim intrahepatischen Shunt ein einfach autosomal rezessiver Erbgang vorliegt.
Der extrahepatische Shunt der Kleinhunde folgt einem polygenen Erbgang.

 

 

Gedanken zur Auswirkung auf die Zucht

Nachdem diese Erkrankung in meiner Zucht aufgetreten war, fühlte ich mich zunächst mit dem Problem alleine gelassen - niemand schien dies zu kennen oder mir Rat geben zu können. Ich begann mich im Internet zu informieren, wo ich vor allem Informationen über PSS bei Kleinhunden fand, aber auch bei Wolfshunden und Hovawart. Nach Kontakt mit einem Hovawart-Zuchtverein erhielt ich die Info, dass man dort von einer Erblichkeit ausgeht und Eltern von erkrankten Hunden aus der Zucht genommen würden.

Ich habe die Zuchtleitung über die bestehende Erkrankung genau informiert. Erwartet hätte ich einen Eintrag in Dogbase (gesicherter Befund) sowie Zuchtsperre für den erkrankten Hund, was aber nicht eingetragen wurde. Man hatte mir geraten, mit einem anderen Partner weiter zu züchten (es war der erste Wurf dieser Hündin).

Nach reiflicher Überlegung (zumal im gleichen Wurf weitere Erkrankungen wie z.b. IOCH, schwere HD aufgetreten waren) konnte ich es vor mir selbst und meinen künftigen Welpenkäufern nicht verantworten, falls es weitere Probleme gäbe und habe die Hündin nicht mehr eingesetzt. Dies bedeutete das Ende meiner bisherigen Zuchtlinie und für den Zwinger eine lange Zuchtpause.

Da ich selbst zwei der erkrankten Hunde behalten hatte und mit-leiden musste, war ich drauf und dran, die Wachtelhunde Zucht ganz aufzugeben.

Zu etwa der gleichen Zeit bekam ich regen Email-Kontakt mit einem Wissenschaftler, der an der Uni Bern zu PSS bei Wolfshunden forschte und der das gleiche Programm benutzte wie ich zu meinen Pedigree Recherchen bei Appenzeller Sennenhunden. Er gab mir hilfreiche Tips, wie man erkrankte Hunde und potentielle Carrier definieren sollte, um nicht über das Ziel hinauszuschiessen. Ebenso nannte er mir ein spezielles Programm zur Pedigree Analyse, Grundbedingung wäre jedoch zunächst, die Hunde akribisch genau zu erfassen.

Bei einem Computer-Absturz gingen alle Emails verloren und waren nichr mehr herzustellen, und auch die mir bekannte Email-Adresse des Wissenschaftlers funktionierte nicht mehr, so dass ich zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr darauf zugreifen konnte, sondern nur aus meiner Erinnerung.

Die Jahre gingen ins Land und inzwischen konnte ich mir mit zwei neuen Hündinnen eine neue Zuchtlinie aufbauen. Die Informationen über die früheren Erkrankungen wurden für mich wieder aktueller, seit ab 2014/2015 die Gesundheits-Diskussion im VDW hochkochten.

 

Nun habe ich mir die Arbeit gemacht zu einer intensiven Internet-Recherche und bin fündig geworden:

Dr. Silvan Urfer forscht aktuell an der Uni Washington (Kaeberlein Lab)

http://kaeberleinlab.org/people/silvan-urfer

 

In seiner Doctorarbeit (2007) - also nach unserem damaligen Kontakt

Lifespan and Causes of Death in the Irish Wolfhound:
Medical, Genetical and Ethical Aspects

behandelt er u.a. auch PSS beim Irischen Wolfshund.

Er hat die Dissertation auf seiner Website veröffentlicht:

http://wolfhound.ch/Files/PDF/Urfer-Thesis-2007.pdf

 

Der Text in Bezug auf PSS war für mich hochinteressant und bestätigt die Richtigkeit meiner damaligen Entscheidung, die Hündin aus der Zucht zu nehmen.

Portosystemic Shunt in Wolfhounds is a congenital malformation of the porto-caval blood vessels, leading to gastro-intestinal and neurological symptoms. The condition is hereditary (simple autosomal recessive; see 3.2.3), but the exact mechanism that causes the Ductus venosus to remain open is not known (Meyer, Rothuizen et al. 1995; White, Burton et al. 1998; Ubbink, van de Broek et al. 1998 b; Hunt 2004).

Diss. Silvan Urfer

Es wäre zu diesem Zeitpunkt (erstes bekanntes Auftreten von PSS beim DW) ein leichtes gewesen, vorsorglich beide Paarungspartner (die beide Träger sein müssen) für die Zucht zu sperren, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Für die Hündin konnte ich diese Entscheidung selbst treffen. Der Rüde und weitere Brüder (die potentielle Träger sein können) wurden weiterhin eingesetzt.

Ob noch direkte Nachkommen dieser Rüden in der heutigen Zucht aktiv sind, habe ich bis jetzt noch nicht nachgeforscht.

After clarification, it seems that the core of this question is that the person asking would like to know how a PSS incidence of about 3% of puppies can indicate a healthy carrier frequency of about 25 to 30%. I should probably point out that the carrier frequency has been calculated using the measured incidence numbers and not vice versa.

 

If we take a simple recessive, like e.g. PSS or PCD, and we know that there was at least one affected full sibling, we know that our clinically healthy potential breeding dog has a two thirds risk of being a carrier. In these cases, it is irrelevant how manyother healthy or affected siblings there were, and the breeders can spare themselves the work of researching further siblings for the condition. If there have been no full siblings diagnosed with the disease, other ancestors and related dogs become important. If our potential stud dog has produced a PSS litter, he is a certain carrier, as is the dam of that litter. If there are half-siblings diagnosed with PSS, our potential breeding animal has a 50% chance of being a carrier. And so on, following classical Mendelian inheritance.

Dr. Silvan Urfer - Antworten zu Fragen aus einem Vortrag

 

3. Aug. 2016